Rambacher Dampf-Waschanstalt Emil Renson & Söhne

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Zur Versorgung der Hotels der Kurstadt mit hygienisch sauberer Wäsche gründete Emil Renson – Unternehmer, Erfinder und
Hoflieferant des Kaisers – in Rambach eine der ersten modernen Großwäschereien Deutschlands. Die Rambacher
Dampf-Waschanstalt Emil Renson (später Emil Renson & Söhne) wurde 1882 gegründet, mit gutem Gespür für die Bedürfnisse
der aufstrebenden Weltkurstadt Wiesbaden. Mit dem rapiden Wachstum der Stadt und den damit einhergehenden strengeren
Hygienevorschriften im Kampf gegen Epidemien wie Cholera wurde ein zuverlässig keimfreier Wäschestatus lebenswichtig.
Emil Renson war 1856 als belgischer Experte ins Ruhrgebiet geholt worden, um zusammen mit dem Industriellen Heinrich Moenting
die Dampfkesselfabrik Renson & Moenting zu errichten, das erste Eisen verarbeitende Werk in Gelsenkirchen.
Seine Frau Maria Euwens (1856–1922) hatte Emil Renson 1875 in Gelsenkirchen geheiratet. Auch der älteste Sohn Armand
(1876–1948), genannt Hermann, wurde dort geboren, bevor die Familie ins Rhein-Main-Gebiet zog. Rambach war für sein weiches
Wasser bekannt und ideal als Wäschereistandort. Dazu kam ein großes Rasenareal von 7.500 qm zur Naturbleiche. Schon bald
avancierte die Dampf-Waschanstalt Emil Renson zum Hoflieferanten des Kaisers. Viele Menschen, auch aus den umliegenden
Dörfern, verdienten bei Emil Renson ihren Lebensunterhalt, vor allem Frauen, die als Manglerinnen und Büglerinnen arbeiteten.
Unter Mithilfe seiner Ehefrau und später auch seiner Söhne Hermann und Emil vergrößerte sich der Kundenkreis der Wäscherei
immer weiter. Ihre Blütezeit war eng verbunden mit der Hochzeit Wiesbadens als internationale Kurstadt. Nahezu alle größeren
Hotels der Region zählten zum Kundenstamm. Zum Transport der Wäsche stand ein eigener Pferdefuhrpark zur Verfügung.
Das Einzugsgebiet erstreckte sich bis in den Taunus nach Kronberg und bis auf die andere Rheinseite nach Ingelheim; in Mainz
wurde eigens eine Wäsche-Übergabestelle eingerichtet. 1910 war die Waschanstalt in der Lage, täglich 75.000 Servietten vollständig
schrankfertig anzuliefern. Sie besaß zwei Dampfkessel, zwei Dampfmaschinen, acht Waschmaschinen, acht Zentrifugen und acht
Dampfmangeln. Mit den politischen und wirtschaftlichen Veränderungen in der Kurstadt wandelte sich auch die Situation der
Rambacher Waschanstalt. Seit dem Ersten und insbesondere dem Zweiten Weltkrieg waren die Aufträge rückläufig. Daran
konnte auch die stetige Modernisierung der Wäscherei nichts ändern. Verstärkt wurde nach 1945 modernisiert, als die
Waschmaschinen auf Elektromotoren umgestellt wurden. Die Wäsche wurde nun mit Lastern, später mit VW-Bussen transportiert.
Noch Anfang der 1960er- Jahre investierte man in einen Kessel und einen neuen Brunnen. Doch all dies konnte die Schließung
des nun von der 3. Generation geführten Familienbetriebs im Jahr 1966 nicht aufhalten.

Die Ruhestätte von Emil Renson befindet sich auf dem Friedhof in Rambach.
Autorin: Renson, Cornelia