In Memoriam Paul Daniel Conradi.

a

In der Zeil der ruhelosen Umzüge der Familie bzw. zur Erweiterung des neuen Pfarrhauses kamen die beiden Kinder zur Welt. Am 31.1.1946 die Tochter Elisabeth Charlotte und am 2.5.1948 der Sohn Michael. Paul Conradi war ein Mann, der sich nicht nur auf seine seelsorgerische Aufgaben in der Gemeinde beschränkte. Er trieb in der Zeit des Aufbaus nach dem Krieg zwei Anliegen der Gemeinde tatkräftig und energisch, vor allem aber oft unbequem für die Kirchenleitung voran.

Zum einen den Neubau eines Kindergartens, dessen Ursprünge in Rambach im Jahre 1911 liegen dürften. Damals befand sich diese Einrichtung in der ehemaligen Gartenstraße, heute Kitzelbergstraße, im Hause der späteren "Bäckerei Anton". Nach 1926 wurde der Kindergarten in den Saalbau "Zum Taunus" verlegt. Während der Zeit des 3. Reiches. wurde dort unter nationalsozialistischer Leitung eine ähnliche Einrichtung unterhalten. Ab dem 1.8.1945 gab es dann den evangelischen Kindergarten ebenfalls im "Taunus". Pfarrer Conradi setzte seine ganze Kraft in die Durchsetzung dieser Neugründungen gegen die Arbeiterwohlfahr! die damals gleichfalls einen Kindergarten plante. Unter finanzieller Beteiligung der Kirchenleitung, der Gemeinde und der Stadt Wiesbaden entstand dann im Jahre 1951 der Kindergarten, gleichzeitig als Gemeindehaus an der heutigen Stelle. Am 12.1.1951 war Richtfest, am 28.10.1951 die Einweihung.

Das andere große Ziel Paul Conradis war die Wieder-Beschaffung der Rambacher Kirchenglocken. Während des Krieges mussten von den drei vorhandenen Glocken zwei abgeliefert werden. Das Schicksal eines großen Teils dieser Glocken ist bekannt, sie wurden eingeschmolzen und zu "kriegswichtigem" Material verarbeitet. Nach dem Krieg hing in Rambach nur noch die kleine "Gebetsglocke" aus dem Jahre 1816. Da alle Nachforschungen über den Verbleib der anderen Glocken erfolglos blieben, versuchten Paul Conradi und der Kirchenvorstand, andere Glocken vom Hamburger "Glockenfriedhof" zu bekommen. Dort lagen all die Glocken, die zwar zum Einschmelzen aus den Kirchen geholt worden waren, aber nicht mehr gebraucht wurden. Hier lagen auch die Glocken aus dem sowjetisch besetzten Teil Deutschlands. So kam es, dass die Rambacher Gemeinde über die Gießerei Rincker in Sinn eine Glocke aus Bernhagen in Pommern zugeteilt wurde. Es handelt sich hierbei um die "Friedensglocke" aus dem Jahre 1483. Am 17.2.1952 wurde sie mit einem Festgottesdienst in Rambach eingeweiht. Nun fehlte nur noch eine Glocke. Den Anspruch der Gemeinde auf vollständigen Ersatz vertrat Pfarrer Conradi äußerst nachdrücklich. Da die Töne eines Geläuts aufeinander abgestimmt sein müssen, sollte die 3. Glocke neu gegossen werden. Die erforderlichen Gelder hierzu wurden aufgebracht durch die Sammlung der Frauenhilfe, den Verkauf von Postkarten, Zuschüssen der Stadt Wiesbaden und einer Wohltätigkeitsveranstaltung am 31.1.1953 im "Taunus". Alle Rambacher Ortsvereine nahmen daran teil. So konnte die "Ewigkeitsglocke" bei Rincker in Sinn gegossen werden. Als sie ausgeliefert wurde, veranstaltete die evangelische Kirchengemeinde am 10.5.1953 unter Mitwirkung der Ortsvereine einen einmaligen Glockenumzug durch ganz Rambach.

Am 15.5.1953 wurde die Glocke montiert und am 17.5.1953 mit einem Festgottesdienst eingeweiht. Im gleichen Jahr wurde endlich ein lang gehegter Wunsch von Paul Conradi wahr: am 24.9.1953 konnte das Richtfest für das neue Pfarrhaus gefeiert werden. Ein Jahr später am 24.9.1954 konnte die Familie Conradi in das heutige Pfarrhaus einziehen.