Anneliese Conradi berichtet über den Bombengriff 2./3. Februar 1945

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Mein erster Mann fiel ein halbes Jahr nach einer Kriegstrauung am 13.Oktober 1941.
Sie heiratete danach Paul Daniel Conradi, der wie ihr Bruder in Russland sein rechtes
Bein verloren hatte. Anneliese Conradi erinnert sich:
„Es war etwa 23:45 Uhr, als ich plötzlich dumpfes Aufschlagen schwerer Gegenstände
hörte und dadurch aus dem Schlaf erwachte. Es war mir sofort klar, dass aus Richtung
Sonnenberg Bomben fielen. Fast jede Nacht vorher hatten wir Alarm gehabt.
Wir begaben uns, so schnell es ging, von unserer Dachwohnung in unseren eigenen Keller,
der wenigstens halb unter der Erde befindlich offiziell als „Hauptluftschutzraum“ deklariert war.
Dort befanden sich schon die ins Pfarrhaus eingewiesenen Flüchtlinge. Ich kniete mich
an der Innenwand des Kellers, instinktive den Kopf unter einem Stuhlsitz geborgen, nieder.
Nach wenigen Minuten stürzte das Pfarrhaus mit einem mir heute noch Schrecken erregenden
dumpfen Krachen über uns zusammen und begrub uns in einer dunklen Höhle. Ich hatte
nur noch soviel Luft, wie mir der Hohlraum unter dem Stuhlsitz freigab, mein übriger Körper
war etwa 20 Zentimeter hoch mit Schutt und Mörtel bedeckt. Mein Mann lag neben mir und
schaufelte den Schutt von meinem Körper weg, bis ich mich selbst bewegen konnte.
Dann gab es erneut einen Aufschlag. Eine Mine war vor dem Pfarrhaus auf den Asphalt der
Ostpreußenstraße aufgeschlagen. Einer der Splitter rettete uns das Leben.
Er zerschlug die über der Erde liegende Wand und so konnten wir aus dem Haus entkommen.

Text:Anneliese Conradi