Chronik

Gasthaus "Zur Römerburg"

  • Gebaut wurde die ,,Römerburg" von Georg Roth aus Rambach 1850-1853.

  • 1896 verkaufte er das Grundstück an Karl Zerbe lV. für 22.000,- Mark. Dieser konnte oder wollte seinen Verpflichtungen
    nicht nachkommen und so kaufte Eduard Steinle als 33-Jähriger im März 1889 das Gasthaus ,,Zur Römerburg".
    Eduard Steinle kam aus dem schwäbischen Altbierlingen bei Laupheim und heiratete die Köchin Theresa Kumpf
    aus Neckarsteinach.

  • Das Grundstück hat eine Breite von 15 m und eine Länge von 25 m, darauf wurden zwei Gebäude errichtet.
    Die Gastwirtschaft mit Wohnung 10 m auf 10 m und eine Scheune 7 m auf 9 m. Auf zwei Kellergewölben,
    die von Giebel zu Giebel reichen, waren damals im Erdgeschoss ein Schankraum 6 m auf 7 m, ein weiteres
    kleines Wirtschaftszimmer sowie die Küche und ein Wohnzimmer eingerichtet. lm 1.Stock war ein Tanzsaal
    und ein Fremdenzimmer. Ein Treppenhaus führte in diese Räume und ging weiter auf dem großen Speicher
    zu einem Schlafzimmer und einem weiteren Fremdenzimmer. Vom Hof aus ging eine Holztreppe zum Saal im
    1. Stock. Für die Musikanten war eine Empore errichtet. lm Sommer war eine Gartenwirtschaft geöffnet.
    Die natürliche Neigung des Berges gegenüber der Scheune war bis zur Grundstücksgrenze in Terrassen angelegt.

  • 1902 wurde der Saal in Wohnungen umgebaut. ln der Scheune erzeugte mein Großvater mit einem Dieselaggregat
    elektrischen Strom. Das Fundament des Dieselaggregates haben mein Vater und ich (Heinz Steinle) 1951 bei Erdarbeiten
    ausgegraben. Apfelwein wurde in einer eigenen Kelterei hergestellt. Die Mühle zum Zerkleinern der Apfel wurde von
    Hand betrieben bis Strom zur Verfügung stand. Die Kelter ging bis in die 60er Jahre immer manuell. Danach wurde das
    Keltern eingestellt.

  • 1903 ist die Kegelbahn gebaut worden. Sie ging bis zur Grundstücksgrenze bei Vef und war 24 m lang.
    Eine Toreinfahrt zum Hof, Kelterhaus, Waschküche, 2 Plumpsklos, Pissoir und Stallungen waren unter der Kegelbahn.
    Oben war ein Vereinslokal mit Pissoir. Die Scheune wurde abgeteilt.

  • 1909 brannte die Scheune ab. Die genaue Brandursache ist nicht bekannt (möglicherweise Funkenflug vom Dieselaggregat).
    Es war ein Werktag am 21. August. Die Feuerwehr von Hessloch kam, brauchte aber nicht mehr zu löschen. Die Rambacher
    Bauern kamen nicht mit der neuen Spritze zurecht. Aber die Hydranten bewährten sich zum ersten Mal.

  • 1911 wurde der Saal erbaut. Seine Maße sind 12 m auf 7 m. Als Beleuchtung dienten Kristalllampen, in der Mitte hing ein
    Kronleuchter aus dem ersten Wiesbadener Kurhaus. Mein Großvater hatte ihn auf einer Versteigerung erworben.
    Der Eingang zur Gastwirtschaft war in der Mitte des Hauses (5 Treppen). Ein Windfang 1,50 m breit und 1 m tief war abgeteilt.
    Eine Durchreiche für den Verkauf über die Straße war auf einer Seite, auf der anderen Seite hing eine Tafel. Diese Tafel gehörte
    einem Arzt (Dr. Dresen). War jemand erkrankt, schrieb man seine Adresse darauf. Somlt wusste der Arzt sogleich, wohin er
    kommen sollte. ln der ,,Römerburg" hatte der Gesangverein ,,Männer-Sänger" sein Vereinslokal. Als der Erste Weltkrieg verloren war,
    wurde der Saal von den Franzosen beschlagnahmt. Marokkanische Soldaten wurden einquartiert. lm Garten war eine Küche aufgebaut.
    lm Stall standen die Pferde.

  • 1919-1920 wurde in der ,,Römerburg" der Fußballverein Rambach ins Leben gerufen. Später wurde daraus die
    ,,Spielvereinigung Sonnenberg-Rambach". Bis 1960 war hier das Vereinslokal. ln den 30er Jahren eröffnete
    Zahnarzt Paul Porsch im 1. Stock eine Praxis.

  • 1920 wurde der Saal wieder frei. Die ,,Theatergesellschaft Fidelio" hatte ebenfalls ihre Proben und Vorführungen
    in der "Römerburg". Eine kleine Bühne mit Vorhang war auch vorhanden. Mit der Machtübernahme der NSDAP
    im Jahre 1933 erlosch fast das ganze Vereinsleben. Der Saal wurde einmal im Monat zum Kino.

  • 1935 wurde der Stall zur Wurstküche umgebaut. Metzgermeister Oschmann verkaufte eine Zeit lang im Saal.

  • 1936 ist die Kegelbahn zur Wohnung umgebaut worden. Die gesamte Straßenfront wurde neugestaltet.
    Der Eingang wurde auf die linke Seite verlegt und neben der Toreinfahrt war nun der Laden. lm Saal gab es jedes
    Wochenende Tanzmusik. Das ging bis zu Zweiten Weltkrieg so.

  • 1936 kam es zu Verstimmungen mit der Sängervereinigung, in der der Männergesangverein aufgegangen war.
    ln der Römerburg gab es keinen Chor mehr.

  • 1940, am 18. Dezember, abends, 20:00 Uhr, fiel eine Brandbombe in ein Schlafzimmer. Es brannte zum Teil aus.
    Im Dorf gingen drei Scheunen in Flammen auf.

  • 1943 wurde im Gartenrestaurant eine Küche für die Soldaten der Scheinwerferbatterien rund um Rambach errichtet.

  • 1945 hatten die Amerikaner für ca. 3 Monate im Saal ein kleines Lazarett errichtet.

  • 1946 wurde der Saal erneut beschlagnahmt. Flüchtlingsfamilien mit ihren wenigen geretteten Möbeln lebten jetzt hier.
    Die Küche, die noch im Garten war, bewährte sich. 5 Familien warteten hier auf eine Wohnung.

  • Als 1947/48 das Tanzverbot von den Alliierten aufgehoben wurde, war die Römerburg das erste Lokal Wiesbadens,
    in dem wieder getanzt wurde! Karneval in der ,,Römerburg" wurde bis 1954 großgeschrieben.

  • 1949 war 50jähriges Geschäftsjubiläum. Es wurde gefeiert.

  • 1954 verpachtete mein Vater die Metzgerei mit Gastwirtschaft, die ich eigentlich mit meiner Frau llse übernehmen und
    führen wollte, an die Familien Richter und Appelt. Er selbst machte sich als Elektromeister selbständig.

  • 1974, zwei Jahre nach dem Tod meines Vaters, verkauften wir das Haus an die Familie Appelt. Die ,,Römerburg"
    wurde so gestaltet, wie sie heute noch ist. Sie wurde zum Speiselokal. Die Römerburg wurde an  Adriano Barone
    verkauft und bekam einen Neuen Namen ,,Castello Romano", die Römer sind zurückgekehrt.

  • 2021 wurde die "Römerburg" verkauft und wird zum Wohnhaus umgebaut.

    Text: Heinz Steinle