Chronik "Dicke Eiche" und Forsthaus

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Die "Dicke Eiche" wurde ehedem als Wahrzeichen Rambachs bezeichnet. Sicherlich ist es die Eiche, in deren Äste früher für Tanzvergnügen eine Kapelle saß. Von Vereinen wurden hier Feste gefeiert, berichtet Heinz Steinle . Auf die starken Äste der "Dicken Eiche" baute man ein Podest, auf dem die Musikanten saßen. Die Äste sind noch heute unnatürlich waagerecht gebogen.

Auch Turnfeste wurden dort veranstaltet. Z.B. wurde am Sonntag, dem 8. Mai 1887 der neue Turnplatz an der "Dicken Eiche" festlich eingeweiht. Gleichzeitig fand ein Waldfest statt. Dabei spielte ein Musikkorps, das hoch in der Krone der Eiche auf einem eigens für das Orchester aufgeschlagenen Sitz saß. Pfingsten 1890 sahen die Eichen das riesige Gauturnfest des Turngaues Süd-Nassau mit 260 Wettkämpfern und wahrscheinlich auch 1911 die 50-Jahr-Feier des Turnvereines.

Das Wochenende nach Kirchweih war in Rambach Giggelskerb. Zur Giggelskerb ging es zum "Grüne Wassem", einem großen grünen Grasplatz um die "Dicke Eiche", zum Dibbe hache. Wer mit einem Dreschflegel und verbundenen Augen die meisten "Raamdibbe" zerschlug (die Töpfe waren aus Ton), bekam den Giggel, also einen Hahn.

Die "Dicke Eiche" ist der Rest eines Eichwaldes im Distrikt "Runde Pfuhl", aus dem die Gerber ihre Eichenrinde holten. Es ist auch davon auszugehen, dass diese Eiche von Anbeginn an der Grenze zwischen herrschaftlichem Wald und Gemeindeland stand, also weder mitten im Wald noch im Feld. In einer Beschreibung der Gemarkungsgrenzen aus der Zeit des 30-jährigen Krieges wird der Wald "Runde Pfuhl" genannt. Der Gemeindeacker war zuerst Viehweide. In der Neuzeit wurden Apfelbäume angepflanzt. "In den Ruten" (vom Wasserhäuschen bis zur "Dicken Eiche") ist heute reines Obstanbaugebiet.

Die Eiche hatte auch berühmte Besucher. Kaiserin Sissi wanderte nachgewiesenermaßen mit dem Förster zum Kellerskopf. Der sinnvolle Weg aus dem Kurpark, über den 1858 angelegten "Promenadenweg", ging nicht durch Rambach, sondern eher von der Stickelmühle zur "Burg" (Wallanlage in Wald) und weiter zur "Dicken Eiche", dann entlang der Felder zum Kellerskopf. Der Rambacher Verschönerungsverein hatte den Weg von der "Dicken Eiche" über das Wasserhäuschen hinaus schon vor 1900 zum Spazierweg ausgebaut. Es gibt eine farbige Postkarte, auf der eine Aussichtseiche mit Bank und Blick auf den Kellerskopf zu erkennen ist, leider ist von dieser Eiche nur noch ein kleiner Baumstumpf zu sehen. Eine Tischplatte schützt den Baumstumpf, eine Bank lädt ein zum Verweilen mit einem schönen Blick zum Kellerskopf.

Vom "Griene Wassem" um die "Dicke Eiche" führte ein Graben, der heute ungefähr den Verlauf der Straße "Am Sonnenhang" hat, "Schinn-Graben" genannt. Der Flurname geht auf Abdeckerei u. ä. zurück. Heinz Steinle erzählte noch von einer zweiten alten Eiche, die neben der "Dicken Eiche" stand. Durch einen Schwelbrand, den Buben verursachten, starb sie ab (1895?). Unter dieser jüngeren der beiden Eichen rastete der letzte Herzog von Nassau in seiner Jugend, nachdem er in den Rambacher Wäldern seinen ersten Hirsch erlegt hatte. Daran konnten sich die Rambacher nach dem 1. Weltkrieg noch erinnern.

Im 2. Weltkrieg baute man an der "Dicken Eiche" eine große Baracke; in dieser war die Verwaltung einer Scheinwerferkompanie (Scheinwerfer Lange-Löser, Heckenberg, Bingert) untergebracht. Ab 1945 entstand dort ein erstes Wohnhaus, danach ein Forsthaus, hier wohnte der Förster Kürten; jetzt ist es wieder ein Wohnhaus.

Text: Gabi Glessmann