Eishaus in der Niedernhausener Straße 114

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Um 1900 gehörte es August Schmidt, Maurerpolier. Eine spätere Spur führt zu Fritz Stein, dem Bruder von Martha Baum aus der heutigen Kitzelbergstraße. Man erzählt sich, dass in diesem Haus Feste gefeiert wurden. Dann pachtete Walther Schröder das Eishaus als Lager für seinen Getränkevertrieb und die Gebrüder Heinz aus Sonnenberg übernahmen kurzfristig dieses Lager. Das Anwesen wurde danach an die Betriebe von Jens Gerber und Uwe Schott verpachtet. Uwe Schott ist der heutige Besitzer und betreibt eine Metallbau und Design Werkstatt.

Zur Eisgewinnung

Rechts an der Niedernhausener Straße, am Ortsausgang von Rambach, Richtung Naurod, waren früher mehrere Weiher. Der Bach, der durch das Tal fließt, versorgte sie mit Wasser. In den Sommermonaten waren die Weiher leer, sie dienten in dieser Zeit als Wiesen. Wenn die letzen Blumen verblüht und das Grummet (2ter Schnitt Heu ohne Blüten) gemacht war, wurde das von Erddämmen eingefasste Gelände gereinigt und der Ablauf des künftigen Weihers dichtgemacht. Vom Bach her wurde das Wasser eingelassen, so entstanden allmählich ganz saubere Weiher, die im Winter zur Gewinnung von Natureis genutzt wurden.

Heinz Steinle, möchte einmal aus seiner Erinnerung erzählen, wie er es damals erlebt hat

Zuerst wurde an manchen Weihern ein Schild angebracht, auf dem darauf hingewiesen wurde, dass hier Natureis gewonnen wird. Erst wenn die Weiher freigeben worden waren, konnte die Dorfjugend dort Schlittschuh laufen. Die bei der Gewinnung von Natureis anfallenden Arbeiten bot Bauern und Handwerkern, die in der kalten Jahreszeit keine andere Beschäftigung hatten, die Möglichkeit, etwas Geld zu verdienen. Wenn die Eisdecke dick genug war, trafen sich die Männer am Eisweiher. Sie arbeiteten in Gruppen, einige von ihnen waren mit Äxten ausgerüstet. Sie gingen auf die ca. 10 cm dicke Eisfläche und zersplitterten das Eis in transportfähige Brocken, "Schilwe" genannt. Sie achteten darauf, dass sie immer einen guten Stand hatten. Die andere Gruppe zog oder schob die Brocken zu den Verladestellen. Die Männer benutzten dazu lange Holzstangen, an deren Spitzen geschmiedete Haken waren, die zum Ziehen ins Eis geschlagen wurden. Eine vom Haken weiterführende Spitze diente zum Schieben, dieses Eisen war aus einem Stück gearbeitet.
Das Eis wurde zu Großabnehmern wie Krankenhäuser, Hotels, Gaststätten und Metzgereien in Kübeln zu je 20 Kg ausgeliefert. In der "Römerburg" kühlten wir im Sommer unsere Getränke und die Theke.

Text: Heinz Steinle
Homepage: Designmetall Metallbau und Design • Uwe Schott